Frédéric Bastiat ist ein Klassiker des Liberalismus. Geboren vor über 200 Jahren, kämpfte Bastiat bis zu seinem letzten Atemzug für Freiheit, Frieden und Fortschritt. Fast sein gesamtes Werk entstand in seinen sechs letzten Lebensjahren. Der Tuberkulosekranke schrieb im Wettlauf mit dem Tod.
In Deutschland wurden seinerzeit besonders kurze Pamphlete – insbesondere die Satire Petition der Kerzenmacher und Der Staat – verbreitet, mit denen er populäre volkswirtschaftliche Mythen bekämfte. Die Parabel vom zerbrochenen Fenster aus der Schrift Was man sieht und was man nicht sieht ist heute weltweit bekannt.
Andere Schriften reflektieren die Entwicklung unterschiedlicher Länder zu Bastiats Zeit. Unterschiedliche politische Weichenstellungen zeigen ihre Wirkung auf Wohlstand und sozialen Frieden. Er interessiert sich für die amerikanische Demokratie, den deutschen Zollverein und auch er beschäftigt sich mit der Lage der arbeitenden Klassen in England.
Bei letzterem Thema gelangt Bastiat mit einer zahlen- und faktenreichen Analyse zu einer ähnlichen Beurteilung der tatsächlichen Verhältnisse wie sein Gegner Friedrich Engels, findet aber ganz andere Ursachen und kommt somit auch zu einer gänzlich anderen – und weit richtigeren – Perspektive für die Zukunft. Bastiat schrieb eine ausführliche Dokumentation über die von ihm bewunderte politische Bewegung Anti-Corn-Law-League in England. Diese Bewegung – heute als Manchesterliberalismus verschrieen – setzte sich für allgemeine Freiheitsrechte, insbesondere aber für die Abschaffung der protektionistischen Getreidezölle ein. Diese Zölle verteuerten das Brot der Armen und bereicherten den Landadel. Der bedeutendste Vertreter der Manchester-Bewegung war Richard Cobden. Wir präsentieren hier (leicht gekürzt) die Einleitung zu Bastiats Buch: „Cobden et la Ligue“.
Wieder andere Schriften nehmen einen rechtsphilosophischen Standpunkt ein und betonen den grundsätzlichen Wert von persönlicher und wirtschaftlicher Freiheit und die Ideale einer auf Frieden und freiwilligen Austausch von Waren ausgelegten Weltordnung. Diese Schriften haben im englischen Sprachraum bis heute einen sehr hohen Stellenwert. Die bekannteste dieser Schriften ist Das Gesetz.
In der Schrift Die klassischen Studien und der Sozialismus äußert sich Bastiat zum Bildungssystem und gegen eine staatliche Monopolisierung von Bildungsinhalten.
Eine solche drückt sich seiner Meinung nach in den staatlich normierten akademischen Abschlüssen aus, die der Staat und das allgemeine Vorurteil zur Eingangsvoraussetzung für alle höheren Ämter macht. Diese hätten einen dreifachen Nachteil: Sie machten den Unterricht einförmig, starr und gäben ihm eine falsche Richtung.
Insbesondere greift Bastiat das Studium der alten Sprachen an, das damals die Eintrittskarte zu allen gehobenen Laufbahnen war. Die klassischen Studien, so Bastiat, vermitteln den zukünftigen Eliten auf subtile Weise die fragwürdigen Ideale eines längst vergangenen Imperiums, das in seiner Ideologie und wirtschaftlichen Basis gänzlich auf Eroberung, Plünderung und Sklaverei gegründet war. Unterhaltsam und eindringlich mit vielen Zitaten belegt er den Wiederhall der zynischen Lehren antiker Autoritäten in den Reden und Taten der politischen Verbrecher seiner Zeit.