Bastiats Zeitgenossen

Bastiat beschäftigt sich eingehend mit den Ideen und Idealen kommunistischer Agitatoren, der Geistesgrößen seiner Zeit sowie von Autoritäten, deren Lektüre der von ihm stark kritisierte damalige Bildungskanon vorsah.

Vielfach sind diese Größen uns heute in Deutschland nicht mehr bekannt. Daher findet ihr auf dieser Seite Kurzbiographien dieser Persönlichkeiten.

Diese beruhen teilweise auf Encyclopaedia Britannica (1997) beziehungsweise zum weit größten Teil auf Meyers Konversations-Lexikon (1894). Die Darstellung der Personen entspricht somit der deutschen Wahrnehmung im 19ten Jhdt.

Corneille, Pierre (1606 – 1684)

berühmter Dramatiker

Der Erfolg seines ersten Dramas 1629 bringt Corneille in Kontakt mit Richelieu, der ihn unter seine Hofdichter aufnimmt und ihm eine Pension gewährt. Aber erst mit dem Cid  den Corneille 1636 nach einem spanischen Original bearbeitet, schafft er den Durchbruch. Trotz gehässiger Kritik seiner Freunde und Neider (darunter Richelieu) erregt er mit diesem Werk die Bewunderung seiner Zeitgenossen und die Franzosen datieren damit den Anfang des goldenen Zeitalters ihrer Literatur.

Obwohl er schon 1647 in die Akademie gewählt war, siedelt er doch erst 1662 mit seiner Familie nach Paris über. Seine letzten Lebensjahre überschatten literarische Streitigkeiten, der wachsende Ruhm seiner Nebenbuhler und zuweilen selbst Nahrungssorgen. Seine schon lange unregelmäßig gezahlte Pension wird ihm 1674 ganz entzogen. Als sich seine Verhältnisse zu bessern schienen, stirbt er.

Wie sehr er auch unter dem Einfluss seines Zeitalters steht, und wieviel er auch dem italienischen und spanischen Theater verdankt, sein Bestreben geht dahin, die Bühne von fremdem Einfluss zu befreien und sie national zu machen, und in gewissem Sinne hat er sein Ziel erreicht.

Er spricht von Ehre, Ruhm, von Pflichtgefühl und Vaterlandsliebe. Sein Stil ist pathetisch und kraftvoll, einfach und erhaben. In seiner glänzenden Dialektik liegt aber auch seine Schwäche; seine Helden räsonieren oft und sprechen in Sentenzen; die Liebe seiner Heldinnen ist wortreich und spitzfindig und kommt aus dem Kopf statt aus dem Herzen; die Liebe weicht der Pflicht, die Leidenschaft der Vernunft; statt Taten bietet er langatmige Plädoyers.

Werke

  • Mélite (1629)
  • Médée (1635)
  • Cid (1636)
  • Horace (1640)
  • Cinna (1640)
  • Polyeucte (1643)
  • Le Menteur (1642)

Bossuet, Jacques Bénigne (1627-1704)

Bischof, Kanzelredner, Historiker und politisch-religiöser Schriftsteller

Bossuet studiert nach der Erziehung durch Jesuiten in Paris und wird 1648 Priester und 1652 Doktor der Theologie. Danach wird er Pfarrer in Metz, verlässt Paris aber selten. In Metz widmet er sich seinem Hauptanliegen, der Bekehrung von Protestanten. 1669 wird er Bischof von Condom, legt aber das Amt 1671 wieder nieder als er zum Lehrer des Thronfolgers ernannt wird.

Die Gunst Ludwigs XIV erhebt ihn 1681 zum Bischof von Meaux und 1697 zum Staatsrat. Außerdem wird er 1672 Mitglied der Académie Française. Als entschiedener Befürworter des Absolutismus Ludwig XIV verfasst er 1682 die vier Artikel der gallikanischen Kirchenfreiheit. Diese Artikel betonen die Unabhängigkeit des Königs gegenüber dem Papst in weltlichen Dingen und vertreten, dass päpstliche Urteile in Glaubensfragen nicht unfehlbar seien. Mit gleicher Entschiedenheit vertritt Bossuet aber die Einheit der Lehre und die Interessen des Papstes gegenüber den Jansenisten, Quietisten  und Protestanten. Er wirkt auch entscheidend bei der Aufhebung des Edikts von Nantes mit.

Bossuet war nach seinem Tod umstritten. Unumstritten war allerdings stets sein ausgezeichneter Stil und seine Redsamkeit, die vor allen Dingen in seinen Totenreden (Sermons et oraisons funèbres) zum Ausdruck kommt.

Werke

  • Sermons et oraisons funèbres, auch nach seinem Tod in zahlreichen Auflagen erschienen.
  • Discours sur l’histoire universelle jusqu’à l’empire de Charlemagne (1681)
  • Déclaration des quatre articles (1682)
  • Expositon de la doctrine de l’Églises protestantes (1688)

Fénelon, François de Salignac de La Mothe (1651-1715)

Erzbischof, Theologe und politisch-religiöser Schriftsteller.

wird nach dem Studium in Paris 1676  Superieur des „Nouvelles Catholiques“, einer Schule adeliger Damen zur Bekehrung protestantischer Mädchen. Als unter König Ludwig XIV durch die Widerrufung des Edikts von Nantes die Hugenottenverfolgung einen neuen Höhepunkt erreicht, wird er vom König zur Bekehrung von Protestanten nach Saintonge und Aunis geschickt. Dort verlässt er sich bewusst auf die Vorarbeit des Militärs, ist mit den Schikanen gegen Hugenotten einverstanden und muntert selbst zu Quälereien auf. Seine eindringlichen Predigten vor Protestanten sind sehr erfolgreich.

1689 wird er durch die Vermittlung von Bousset Lehrer der Enkel Ludwig XIV. Zu deren Erziehung schreibt er Les Aventures de Télémaque. Zu dieser Zeit genießt er viele Ehren, beispielsweise die Ernennung in die Académie Française und die Berufung zum Erzbischof von Cambrai.

Religiöses Bedürfnis führt Fénelon zum Quietismus, einer mystisch-schwärmerischen Bewegung. Als die führende Person dieser Bewegung, Frau Guyon, von Bossuet persönlich angegriffen wird, verteidigt Fénelon ihre Integrität in der Schrift Explication des maximes des saints sur la vie intérieure. Daraufhin wird er durch Bossuets Einfluss in sein Bistum verbannt.

Nachdem ohne sein Wissen 1699 Les Aventures de Télémaque erscheinen, fällt er am Hof vollends Ungnade, weil man darin eine Kritik der Regierung Ludwig XIV sieht. Dies nimmt der Papst zum Anlass, 23 Sätze in der Explication zu verwerfen. Fénelon verliest die Verurteilung selbst auf seiner Kanzel, nimmt die Sätze zurück und ermahnt die Gemeinde, sich danach zu richten.

Les Aventures de Télémaque wurden sofort bei ihrem Erscheinen verboten. Dies Verbot wurde erst 1717 aufgehoben.

Werke

  • Traité de l´éducation des filles (1687)
  • Explication des maximes des saints sur la vie interieure (1697)
  • Les Aventures de Télémaque (1699)

Literatur

  • Douen: L´intolérance de Fénelon (1875)

Vaucanson, Jacques de (1709-1782)

Ingenieur und Erfinder

konstruiert mehrere berühmte Maschinen. Darunter sind eine für Maschinentriebwerke bestimmte Bandkette, eine Webmaschine und ein Apparat zum Musterweben, dessen Idee Jacquard perfektioniert hat.

Mably, Gabriel Bonnot de (1709- 1785)

Schriftsteller

wird Kanonikus bei der Kirche zu Isle-Barbe und Sekretär seines Onkels, des Kardinals und Ministers Tencen, der ihn wiederholt zu diplomatischen Missionen verwendet. Seit 1746 widmet er die meiste Zeit in Paris geschichtlichen Studien. Seine Schriften zeichnen sich durch das Streben aus, die Politik auf moralischer Grundlage aufzubauen und den Staat wieder auf den einfachen, ursprünglichen Zustand der Gesellschaft (wie in Sparta zur Zeit Lykurgs) zurückzuführen, während die Verhältnisse seiner Zeit scharf verurteilt werden.

Werke:

  • Parallèle des Romains et des Français par rapport auf gouvernement (1740)
  • Observations sur l’histoire de la France (1765)
  • Le droit public de l’Europe (1748)
  • Entretien de Phocieon sur le rapport de la morale avec la politique (1763)

Raynal, Guillaume Thomas François (1713 -1796)

Schriftsteller

tritt in den Jesuitenorden und wird Prediger in der Kleinstadt Pezenas, kommt 1747 nach St. Sulpice in Paris.

Wegen seiner Freigeisterei muss er seine Stellung aufgeben und widmet sich von da an philosophischen und historischen Studien. Die Redaktion der Zeitung „Mercure“ verschafft ihm eine gesicherte Existenz. Sein Hauptwerk ist die Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes, doch stammt ein guter Teil von Diderot und Deleyre.

Wegen der in einer neuen Ausgabe seiner indischen Geschichte enthaltenen heftigen Angriffe auf Religion und Politik wird das Werk 1781 öffentlich verbrannt und Raynal aus Frankreich verbannt.  Nach einem Aufenthalt in Petersburg, Berlin und der Schweiz kehrt er 1788 nach Frankreich zurück.

Raynal war Mitglied der Akademien in London und Berlin.

Werke:

  • Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes

Condillac, Etienne Bonnot de Mably de (1715 – 1780)

Philosoph

stammt aus einer adligen Familie, als Abbe wird er Lehrer des Infanten von Parma, nachmaligen Herzogs Ferdinand, 1768 Mitglied der Académie Française.

Seine schriftstellerische Laufbahn eröffnet er mit dem Essai sur l’origine des connaissances humaines. Condillac ist der Begründer des Sensualismus, indem er in seinem Traite des sensations nicht mehr, wie vorher bei Locke, die innere Wahrnehmung als eine zweite Erkenntnisquelle neben der äußern anerkennt, sondern aus der letztern als einziger Quelle alle Vorstellungen als Umbildungen der Sinneswahrnehmung genetisch abzuleiten sucht. Zu diesem Zweck macht Condillac die Fiktion, dass einer Marmorstatue nacheinander die einzelnen Sinne gegeben werden, und zwar zunächst der Geruchs-, dann der Tast- und dann alle übrigen Sinne, woduch die Bildung des Seelenlebens immer reicher und vollkommener werde. Gipfelpunkt desselben ist das Ich als die Gesamtheit aller ererbten Sensationen.

Obwohl diese Lehre von den Materialisten der Encyklopädie (Diderot, d’Alembert, Holbach) eifrig aufgegriffen und verteidigt wurde, ist Condillac selbst ein Gegner des Materialismus, da die Materie ausgedehnt und teilbar sei, das Empfinden (und Denken) aber ein einheitliches Substrat (ein einfaches Seelenwesen) voraussetze.

Condillacs Psychologie hat in Frankreich und England großen Einfluss geübt.

Werke:

  • Essai sur l’origine des connaissances humaines (1746)
  • Traité des sensations (1754)
  • Traité des animaux (1755)
  • La logique, ou les premiers developpements de l’art de penser (1781)

Brissot, Jean Pierre (1754 – 1793)

Revolutionär

widmet sich der Advokatur, gewinnt durch seine Théorie des lois criminelles den Beifall Voltaires und d’Alemberts und wird durch seine Bibliothèque des lois criminelles in weiten Kreisen bekannt.

Er wird in der Kanzlei des Herzogs von Orleans beschäftigt, soll wegen eines Komplotts verhaftet werden, entkommt aber nach London, wo er in die Gesellschaft für Abschaffung des Sklavenhandels eintritt und in einer Zeitschrift die Rousseauschen Gleichheitsideen verficht.

Nach Frankreich zurückgekehrt, gründet er 1788 eine Société  des amis des noirs, in deren Auftrag er nach Nordamerika geht.

Auf die Nachricht vom Ausbruch der Revolution kehrt er nach Paris zurück und gibt dort ein Journal Le Patriot français heraus. In die Pariser Kommune gewählt, spielt er er bald unter den Aktivisten der Revolution eine so bedeutende Rolle, dass der Hof alle Anhänger der Reform Brissotins nennt, ein Name der später, als Brissot zu der Gironde gehörte, gleichbedeutend mit Girondisten wird. Die Kriegserklärungen an Österreich, England und Holland sind sein Werk.

Weil er dann aber dem Terrorismus Robespierres entgegentritt, wird letzterer sein Gegner, und als 1793 die Girondisten gestürzt werden, ist auch sein Untergang entschieden. Zwar entflieht er, wird aber ergriffen und mit 20 seiner Genossen hingerichtet.

Carrier, Jean Baptiste (1756 – 1794)

Revolutionär

ist Prokurator als er 1792 zum Mitglied des Konvents gewählt wird. Hier schließt er sich der Bergpartei an und gehört zu ihren wütensten Fanatikern, den Hebertisten.

Am berüchtigsten macht er sich durch sein Auftreten in Nantes, wohin er 1793 als Kommissar des Konvents geschickt wird.  Auf seinen Vorschlag werden die Gefangenen in Masse hingerichtet, meist indem man sie auf Barken, deren Boden durch eine Klappe geöffnet werden kann, in den Fluss setzt. Diese Ersäufungen wurden republikanische Heiraten genannt, weil man meist zwei Personen, eine männlichen und eine weiblichen Geschlechts, zusammenband. Außerdem finden massenhafte Erschießungen statt. Während seiner viermonatigen Tätigkeit sollen so 16 000 Menschen umgebracht worden sein.

Nach Robespierres Sturz wird wegen eines Prozesses mehrerer von Carrier dem Revolutionstribunal überwiesener Einwohner von Nantes eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet und er mit zweien seiner Helferhelfer guillotiniert.

Billaud-Varenne, Jean Nicolas (1756-1819)

Revolutionär

tritt als Sohn eines Anwalts nach einer vernachlässigten Jugend aus Hunger in den Orden der Oratorianer ein, wird Studienpräfekt zu Juilly, heuchelt dort eine Zeitlang Demut und Frömmigkeit, muss aber 1783 doch die Anstalt verlassen.

1785 wird er in Paris Anwalt, kommt durch Heirat zu einigem Vermögen und Ansehen. Gegen die Bürgerliche Gesellschaft voll bitteren Hass, schloss er sich der Revolution mit fanatischem Eifer an und wirkt für sie durch Abfassung aufreizender Flugschriften.

1791 zum Richter des 4. Arrondissements von Paris ernannt, schließt er sich Danton, Marat und Robespierre an, leitet den Jakobinerklub und ist einer der Anstifter des Aufstandes vom 10. Aug. 1792. Gleich darauf ordnet er mit Danton die Septembermetzeleien an.

In der Schreckenszeit ist Billaud-Varenne Präsident des Konvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, auf seinen Antrag werden der Herzog von Orleans, die Königin und eine Menge anderer Schlachtopfer vor das Revolutionstribunal geführt, das er immer ermahnte, nur die Köpfe nicht zu schonen.

Obwohl lange Zeit nur Kreatur Robespierres, widersetzte er sich dessen Streben nach Diktatur und beteiligte sich am Sturz desselben. Dennoch wird er nach dem Ende der Schreckensherrschaft 1795 zur Deportation nach Cayenne verurteilt. 1816 kommt er nach New York, wird aber allgemein mit Verachtung zurückgewiesen und flüchtet deshalb zu den Schwarzen auf San Domingo, wo er von dem Präsidenten Pétion eine kleine Pension erhielt.

Morelly, N. (18. Jhdt)

Publizist

wird Abbé, seine übrigen Lebensumstände sind unbekannt. Er ist Verfasser mehrerer Schriften moralphilosophischen und sozialpolitischen Inhalts, die großes Aufsehen erregten und ihm heftige Angriffe zuzogen.

Das wichtigste ist Le prince; les délices du coeur, ou traité des qualités d’un grand roi, etc., die Schilderung eines Fürsten, der sein Volk durch Verwirklichung philosophischer Ideen glücklich macht, und der allegorische kommunistische Staatsroman Naufrage des îles flottantes, ou la Basiliade du célèbre Bilpai, welcher das Glück eines nicht durch politische sondern durch die Gesetze der Natur regierten Volkes verherrlicht, wobei die Vorurteile, welche dem Glück der Menschheit hindernd entgegenstehen, als „îles flottantes“ bezeichent werden.

Als drittes kommt der später irrtümlich Diderot zugeschriebene Code de la nature, ou le véritable esprit deu tout temps négligé ou méconnu, in dem Morelly eine vollständige kommunistische Staatsverfassung entwirft.

Saint-Simon, Claude Henri, Graf von (1760 – 1825)

Schriftsteller und Gründer der ersten sozialistischen Schule

wird in glänzenden Verhältnissen erzogen und von hervorragenden Lehrern unterrichtet, tritt mit 17 Jahren in den militärischen Dienst und geht nach Amerika, um unter Washington für die Freiheit der Neuen Welt zu kämpfen.

Zurück in Frankreich beschäftigen ihn die Pläne großartiger Unternehmungen. 1785 reist er ohne Erfolg nach Holland, um eine französisch-holländische Expedition in englischen Kolonien in Indien zustande zu bringen. 1787 geht er nach Spanien, um die Regierung zu dem Bau einse Kanals zwischen Madrid und dem Meere zu veranlassen. Die Regierung ist durchaus interessiert, das Projekt wird aber durch die französische Revolution verhindert. Diese bringt Saint-Simon um sein gesamtes Vermögen.

Um seine Existenz zu sichern, betreibt er dann geschäftsmäßig den Verkauf von Nationalgütern. Daneben beschäftigt ihn aber mehr und mehr der Gedanke, etwas Großes für das Wohl der Menschheit zu bewirken. Er hat die Vorstellung, dass dafür eine neue Wissenschaft gegründet werden müsste.

1797 scheidet er aus dem genannten Geschäft mit einer Abstandssumme von 144000 Franc aus, um sich fortan dieser Aufgabe zu widmen. Dazu studiert er in Paris Naturwissenschaften und Geschichte und bereist England und Deutschland, um diese Länder kennen zu lernen und zu sehen, ob hier schon Anfänge einer solchen Wissenschaft vorhanden seien.

1802, als er seine Studien als abgeschlossen betrachtet, erscheint seine erste Schrift Lettres d’un habitant de Genève a ses contemporains, in welcher er versucht, das Wesen der bürgerlichen Gesellschaft wissenschaftlich zu erfassen und ihre Reform sowie eine neue Gesellschaftswissenschaft und neue Religion zu begründen, aber seine unklaren und phantastischen Ausführungen finden keine Beachtung. Seinen folgenden Schriften ergeht es nicht besser und Saint-Simon gerät in wirkliche Not, woraus ihn einer seiner ehemaligen Diener befreit, der ihn in sein Haus aufnimmt.

Einen Durchbruch erzielt er erst mit seinen dann folgenden sozialistischen Schriften. Seine materielle Lage bleibt allerdings bis zu seinem Tode recht kümmerlich und die ersehnte Anerkennung durch die Wissenschaft wurde ihm nicht zuteil.

Werke:

  • Réorganisation de la société européenne (1814)
  • L’organisateur (1820)
  • Système industriel (1821)
  • Catéchisme des industriels (1823)
  • Nouveau Christanisme (1825)

Babeuf, François Noël (1764 – 1797)

Revolutionär

ist als Vermesser und Grundbuchkommissar beschäftigt, als die Revolution ausbricht, der er sich mit Begeisterung anschließt.

1793 tritt er in Paris unter dem Namen Gracchus B. als radikaler Demagoge auf und greift in dem berüchtigen Journal Tribun du peuple jede bürgerliche Ordnung an. Mehrmals verhaftet ist er auch nach Robespierres Sturz der heftigste Gegner der herrschenden Gemäßigten und kommt für 10 Monate ins Gefängnis.

Im November 1795 durch eine Amnestie befreit, stiftet Babeuf den Klub des Pantheons oder der Gleichen (Egaux, Babuevistes) und zettelt eine nach ihm genannte Verschwörung an, deren Ziel der Sturz der Direktorialregierung, Einziehung allen Besitzes zugunsten der Nation und Herstellung eines kommunistischen, in Gütergemeinschaft und nationaler Arbeitsverteilung organisierten Staates ist.

Die Verschwörung wird aber im Mai 1796 von dem Genossen Grisel verraten, Babeuf mit anderen Häuptern, besonders Darthe, vor den Staatgerichtshof zu Bendome gestellt, nach einem langen Prozess zum Tode verurteilt, und, nachdem er sich vergebens mit einem Dolch hatte erstechen wollen, 27. Mai 1797 mit Darthe guillotiniert. Die übrigen Mitschuldigen werden zum Teil deportiert, zum Teil freigesprochen.

Frayssinous, Denis Graf von  (1765 – 1842)

französischer Prälat

wird unter Napoleon I. Geistlicher zu Paris, darf aber als Royalist die Kanzel seit 1809 nicht mehr betreten. Nach der Restauration macht er politische Karriere.

Mit Villèle 1828 verliert er seine Ämter, bleibt aber im vollen Vertrauen Karls X. und folgt der königlichen Familie in die Verbannung. Dort leitet er bis 1838 die Erziehung des Herzogs von Bordeaux.

Werke:

  • Les vrais principes de l’Eglise gallicane (1818)
  • Défense du christianisme (1825)

Saint-Just, Antoine (1767-1794)

Revolutionär

begeistert sich durch das Studium der Klassiker und der Rousseauschen Schriften für die republikanische Staatsform und tritt 1790 mit Robespierre brieflich in Kontakt. Auf dessen Verwendung wird er 1792 in den Nationalkonvent gewählt.

Seine Ideen hatte er in der Schrift Esprit de la revolution et de la constitution de France niedergelegt. Es ist sein Ziel, einen sozialistischen Staat zu gründen, in dem jedes individuelle Leben unterdrückt wäre und der organisierte Gesamtwille der Gesellschaft unumschränkt herrsche.

Er ist ein ehrlicher aber beschränkter und düsterer Fanatiker, der das Blut fließen lässt, weil er es für notwendig hält. Er stimmt für Ludwigs XVI Tod ohne Aufschub und Prozess und trägt viel zum Sturz der Gironde bei. Als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses wird er 1793 in den Elsass zur Überwachung der Truppen gesandt, erklärt hier die Guillotine in Permanenz und verfügt an der Spitze einer sogenannten Volkskommission Hinrichtungen in Masse. Er ist es auch, der Robespierre zur Vernichtung der Partei Dantons anfeuert.

Im April 1794 führt er die Nordarmee zu den Siegen bei Charleroi und Fleurus und bildet dann mit Robespierre und Couthon im Konvent das allmächtige Triumvirat. Als Saint-Just den Freund in der Sitzung des 9. Thermidor zu rechtfertigen versucht, wird er unterbrochen, verhaftet und zum Tode verurteilt und besteigt mit Robespierre das Schafott.

Werke:

  • Esprit de la revolution et de la constitution de France (1791)
  • Oeuvres politiques (1833)

Chateaubriand, François René, Vicomte de (1768-1848)

Schriftsteller und Staatsmann

stammt aus altadeliger Familie, wird erst Freidenker, dann eifriger Anhänger des positiven Christentums. Seine in dieser Stimmung verfasste schwärmerische Schrift Génie du christianisme wird allerdings von der Kirche auf den Index gesetzt.

Auch politisch wechselt er mehrmals die Seiten. 1811 tritt er aus persönlichen Gründen in Opposition zu Napoleon. Dies verschafft ihm während der „100 Tage“ und danach diverse hohe politische Ämter.

An seinem Lebensabend beschäftigt ihn hauptsächlich die Vollendung seiner Mémoires d’outre-tombe, an denen er 1811-33 schreibt. Wegen der vielen persönlichen Anspielungen, welche das Werk enthält, sollte es erst lange nach seinem Tode veröffentlicht werden. Aber Geldnot zwingt ihn, das Manuskript für einen hohen Preis zu verkaufen, und noch vor seinem Tod beginnt der Verleger unter dem Druck der ungeheuren Erwartungen die Publikation als Feuilleton in der „Presse“, dann in 12 Bänden (1849-50).

Die Enttäuschung ist allgemein, man findet nur einen Wust von einander widersprechenden Urteilen und falschen Behauptungen und ärgert sich über die lächerliche Eitelkeit des Autors und über die bitteren und ungerechten Urteile über seine Zeitgenossen. Dies stimmt die ungeheure Überschätzung Chateaubriands bedeutend herab.

Werke:

  • Génie du christianisme (1802)
  • Les Martyrs, ou le triomphe de la religion chrétienne (1809)
  • Itinéraire de Paris à Jérusalem (1811)
  • Réflexions politiques (1814)
  • De la monarchie selon la charte (1816)
  • Mémoires lettres et pièces authentiques touchant la vie et la mort du duc de Berri (1820)
  • De la nouvelle propositon relative au bannissement de Charles X et de sa famille (1831)
  • Mémoires d’outre-tombe (1811-1833)

Owen, Robert (1771 -1858)

Sozialist

ist Sohn eines kleinen Handwerkers. Er kommt mit zehn Jahren als Lehrling zu einem Tuchhändler nach Stanford und ist dann mehrerer Jahre Kommis in London und Manchester. Sein Fleiß, seine Solidität und seine geschäftliche Begabung bewirken, dass ihm 1790 die Leitung  einer Baumwollspinnerei mit 500 Arbeitern in Lancashire anvertraut wird.

In Glasgow lernt er Miß Dale, die Tochter eines großen Baumwollspinners in New Lanark kennen, welche er nach Ankauf der Spinnerei Dales heiratet. 1800 übernimmt Owen selbst die Leitung derselben, und von da an beginnt seine Tätigkeit als sozialer Reformator. Owen versucht die Lage seiner Arbeiter durch neuartige Maßnahmen zu verbessern, wie durch Bau von Wohnungen, Beschaffung von Lebensmitteln etc. im Großen und Überlassung derselben an die Arbeiter zu Selbstkosten, durch Lohnerhöhung mit verzinster Anlegung des Mehrbetrags, Kürzung der Arbeitszeit, Nichtbeschäftigung von Kindern unter 10 Jahren, Errichtung einer Schule, eines Betriebskindergartens etc. Diese Bemühungen sind erfolgreich. In wenigen Jahren ist nicht allein die Arbeiterbevölkerung von 2-3000 Menschen materiell gut situiert, sondern es ist auch der Reinertrag der Fabrik erheblich gestiegen.

Der Beifall, welchen Owen findet, verleitet ihn zur Selbstüberschätzung. Er wendet sich jetzt der Arbeiterfrage im Allgemeinen zu. Diese von ihm zuerst in der Schrift A new view of society, or Essays on the principle of the formation of the human character on the application of the principles to practice (1812) entwickelte Frage ist für ihn eine Frage der Erziehung. Hierbei gelangt Owen allmählich zu rein kommunistischen Ideen, er entwirft eine neue Gesellschaftsordnung, in der das gesamte wirtschaftliche und soziale Leben sich nur noch in kleinen kommunistischen Gemeinden mit gemeinsamer Erziehung der Kinder vollziehen soll und macht es jetzt, nachdem er ein reicher Mann geworden ist, zu seiner Lebensaufgabe, für die Verwirklichung seiner kommunistischen Ideen zu agitieren.

Zwei Jahrzehnte entfaltet er eine rastlose Tätigkeit als Agitator, hält über 1000 Reden, schreibt über 2000 Artikel in Journalen, ohne jedoch in England praktische Erfolge zu erzielen.

Er begibt sich deshalb, nachdem er wegen seines Atheismus mit der englischen Geistlichkeit in Konflikt gekommen ist, 1825 nach Amerika, wo er New Harmony in Indiana kauft, um hier eine kommunistische Gemeinde zu gründen.  Gleichzeitig macht einer seiner Schüler, Abraham Combe, einen Versuch zu Orbistion bei Glasgow. Beide kostspieligen Unternehmungen mißglücken.

1827 nach London zurückgekehrt, verliert Owen bei einem phantastischen Unternehmen, „National labour equitable exhange“, welches die Ersetzung des Geldes als Tauschmittel duch Arbeitsstunden bezweckt, 1832 fast sein ganzes Vermögen.

Fourier, François Marie Charles (1772 – 1837)

Begründer des sozialistischen Systems des Fourierismus

wird als Sohn eines reichen Kaufmanns selbst Kaufmann und gründet 1793 in Lyon ein Kolonialwarengeschäft.

Beteiligt bei den Aufständen gegen die Herrschaft der Jakobiner wird er gefangen und entgeht nur mit Mühe dem Todesurteil, doch verliert er sein Vermögen. Ein Auftrag, im Interesse einer Preisspekulation heimlich eine Reislandung ins Meer werfen zu lassen soll ihn auf sozialistische Ideen bebracht haben.

Als Handelsmakler in Lyon veröffentlicht er 1803 anonym im Bulletin de Lyon einen politischen Artikel Le Triumvirat, der großes Aufsehen macht. Es folgt im gleichen Jahr sein größeres Werk Theorie des quatre mouvements et des destinees generales, in welchem er sein neues sozialistisches System begründet, das später als Fourierismus bekannt wird.

Er vertritt, dass eine natürliche gesellschaftliche Ordnung existiere, welche den Newton’schen Gesetzen entspreche. Sowohl die physikalische Welt wie auch die Gesellschaft entwickle sich in acht aufsteigenden Stufen. In der Harmonie, der höchsten Stufe, sei der Mensch dazu in der Lage, seine Emotionen frei auszudrücken. Diese Stufe könne erreicht werden, indem man die Gesellschaft in „Phalanxen“ aufteile. Dabei ist eine Phalanx eine landwirtschaftliche Kommune, in der sich die Mitglieder in der Ausübung der verschiedenen Tätigkeiten beständig abwechseln. Die Entlohnung der Mitglieder solle auf Basis der Gesamtproduktivität der Phalanx erfolgen. Fourier ist davon überzeugt, dass dieses System sowohl eine gleichere Verteilung als höheren Wohlstand als der Kapitalismus hervorbringen werde.

Nachdem Fourier 1812 das Anwesen seiner Mutter erbt, widmet er sich ganz der Verfeinerung und der Verbreitung seines Systems. Aber seine Arbeiten finden keine Beachtung, erst gegen Ende der 20er Jahre gelingt es ihm, in Paris eine kleine Schule zu begründen.

Werke:

  • Traité d’association domestique agricole (1822)
  • Le nouveau monde industriels et sociétaire (1829)
  • Piéges et charlatanisme des deux sectes Saint-Simon et Owen (1831)

Lamennais, Hugues Félicité, Robert de (1782 – 1854)

Theologe und Schriftsteller

empfängt 1816 die Priesterweihe. Nachdem er 1808 mit seinen Réflexions sur l’état de l’église en France die schriftstellerische Laufbahn betreten und später die Wiedereinsetzung der Borbonen gefeiert hat, veröffentlicht er in seinem Essai sur l’indifférence en matière de religion  (1817-25) ein Programm des moderen demokratisch-papistischen Katholizismus, das ihn mit einem Schlag zu einer schriftstellerischen Größe erhebt.

1824 wird er Rom von Papst Leo XII mit Auszeichung empfangen, im Vaterland aber zieht ihm die weitere Ausführung seiner hierarchischen Ideen in dem Werk De la religion considérée dans ses rapports avec l’ordre civil et politique eine Verurteilung zu.

1830 gründet er mit Montalembert die Zeitschrift L’Avenir, in welcher er unter der Devise: „Gott und Freiheit“ die förmliche Trennung der Kirche vom Staat sowie Religionsfreiheit für alle Bekenntnisse fordert. In Rom werden 1832 seine Doktrinen von Papst Gregor XVI in einer Encyklika verdammt.

Lamennais gibt nun zwar sein Journal auf, verfolgt aber weiter die einmal beschrittene Bahn eines Propheten und Revolutionärs. Seine Paroles d’un croyant (1833) proklamieren im Namen der Religion die Souveränität des Volkes. Das Buch, das innerhalb weniger Jahre über 100 Auflagen erlebt und in alle europäischen Sprachen übersetzt wird, wird alsbald vom päpstlichen Bann getroffen.

Lamennais antwortet in seinen Affaires de Rome (1836-1837), worin er vollends mit Staat und Kirche bricht. Seitdem vom Klerus verketzert und von der weltlichen Macht verfolgt, von der Demokratie aber als Apostel gefeiert, wirkt Lamennais für seine Grundsätze durch Flugblätter und größere Schriften, die ihn wiederholt in Konflikt mit der Zensur bringen.

Nach der Februarrevolution wird Lamennais in die Nationalversammlung gewählt, zieht sich aber nach dem Staatsstreich gänzlich aus dem öffentlichen Leben zurück.

Werke:

  • Oeuvres complètes (1844)
  • Oeuvres posthumes (1855-58)
  • Correspondance, mélanges religeux et philosophiques (1866)

Lamartine, Alphonse Marie Louis (1790- 1869)

zu seinen Lebzeiten berühmter Dichter

empängt in einer Jesuitenschule die Keime der romantisch-sentimentalen Religionsschwärmerei, die seine Dichtung prägt.

Nach einem längeren Aufenthalt in Italien tritt er kurzzeitig in die neuerrichtete königliche Garde ein. Hierauf folgten Reisen und Zerstreuungen, deren Eindrücke er in den Meditations poétiques (1820) verarbeitet. Das Buch schlägt einen neuen, der herrschenden materialistischen Zeitrichtung entgegengesetzten Ton an und macht großes Aufsehen.

1823 erscheinen seine Nouvelles méditations. Eine dort enthaltene beleidigende Äußerung über Italien zieht ihm einen Zweikampf zu, in dem er schwer verwundet wird.

Nach der Veröffentlichung des Chant du sacre (auf die Krönung Karls des X., 1825) und der Harmonies poétiques et religieuses (1830), in denen die Phrase und religiöse Begeisterung vorherrschen, wird er in die Académie Française gewählt (1829).

Seit der Julirevolution nähert sich Lamartine der Politik, und nachdem er 1832 eine luxuriöse Reise in den Orient unternommen hat, wird er 1834 zum Deputierten erwählt. 1835 veröffentlicht er seine Reisebeschreibung Voyage en Orient, deren wissenschaftlicher Wert gleich Null ist.

In der Politik fehlt ihm jeder Sinn für das Praktische und Reale. Als „démocrate conservateur“, wie er sich selbst bezeichnet, will er die konstitutionelle Monarchie befestigen und diese mit allen Freiheiten und Fortschritten ausstatten. Seine 1847 erscheinende Histoire des Girondins bildet eine großartige Illustration dieses Glaubensbekenntnisses. Diese Helden der Revolution werden dort ohne Rücksicht auf die historische Wahrheit mit dem Glorienschein der Poesie umgeben.

Ein ihm von Louis Philipp angebotenes Minsteramt schlägt er aus, weil sein politischer Scharfblick doch so weit reicht, ihn das Scheitern dieses Regiments voraussehen zu lassen. Den Glanzpunkt seines Lebens bildet die Februarrevolution von 1848, seine Rolle während derselben hat er in seinen Trois mois au pouvoir (1848) geschildert.

Nach der Revolution wird er zum Mitglied der provisorischen Regierung und darauf zum Minister des Auswärtigen der neuen Republik ernannt. Der Ruhm, der eigentliche Schöpfer dieser Republik und eine Zeitlang der populärste Mann Frankreichs gewesen zu sein, darf ihm nicht vorenthalten werden. Berühmt ist insbesondere sein Manifest vom 6. März. Der Tag der Eröffnung der neuen Konstituante (4.März), in die er in zehn Departements gewählt war, wird für ihn zu einem ruhmreichen Triumphtag. Doch lehnt er das Präsidium der neuen Regierung ab, und sein Einfluss schwindet im selben Maße, wie er gestiegen ist.

Nach dem Staatsstreich vom 1851 tritt er, kaum beachtet, ganz von der Staatskarriere zurück. 1849 schreibt er die tendenziöse Histoire de la révolution de 1848.

Die Histoire de la Restauration (1851) ist schon ein kommerzielles Unternehmen. Lamartine ist jetzt gezwungen, seine Verluste aus Verschwendung und unglücklichen Spekulationen durch den Ertrag seiner Feder möglichst wieder hereinzubringen. Er vermag trotz fabrikmäßiger Massenproduktion nicht, seine Ausgaben, die er trotz seiner bedrängten Lage nicht einschränkt, auch nur entfernt zu decken. Die zu seinen Gunsten veranstalteten Anrufungen der öffentlichen Wohltätigkeit in Subskriptionen, Lotterien etc. haben nicht den gehofften Erfolg. Charakteristisch ist, dass er dabei ungeniert für sich selbst eintritt.

Erst 1867 scheint sich sein Geschick zu wenden, ihm wird durch Gesetz die lebenslängliche Rente eines Kapitals von 500 000 Franc zugebilligt. Nach seinem Tode wurde ihm 1889 unter großen Feierlichkeiten in Passy eine Statue errichtet.

Werke:

  • Meditations poétiques (1820)
  • Chant du sacre (1825)
  • Harmonies poétiques et religieuses (1830)
  • Voyage en Orient (1835)
  • Trois mois au pouvoir (1848)
  • Histoire de la révolution de 1848 (1849)
  • Histoire de la Restauration (1851)
  • Oeuvres complètes (1860-66)

Leroux, Pierre (1797-1871)

Philosoph und Sozialist

lernt die Buchdruckerei, wird Journalist und Anhänger Saint-Simons.

Leroux gründet 1824 das Journal „Le Globe“, das zum Organ der Saint-Simonisten wird. Später trennt er sich unter Streit von dem Journal und entwirft ein eigenes sozialistisches System. Dies ist eine konfuse Mischung Saint-Simonscher, Pythagoräischer und Buddistischer Lehren.

1846 gründet er eine genossenschaftliche Buchdruckerei mit sozialistischer Ausrichtung und gibt zwei neue Journale heraus. Nach der Februarrevolution wird er in die konstituierende und die legislative Versammlung gewählt, wo er sich der radikalen Partei anschließt, deren Hauptredner er ist.

Nach dem Staatsstreich (1852) lebt er zuerst bei seiner Familie und später in Lausanne, kehrt nach der Amnestie 1869 nach Frankreich zurück.

Werke:

  • De L’Egalité (1838)
  • Réfutation de l’éclecticisme (1839)
  • De l’humanité etc.(1840)
  • Encyclopédie nouvelle (1841, 8 Bände, Herausgeber)
  • La Grève de Samarez (1864)

Thiers, Louis Adolphe (1797 – 1877)

Staatsmann und Geschichtsschreiber

kommt 1821 nach Paris, um sich dort journalistisch zu betätigen. Die 1823-27 veröffentlichte sechs-bändige Histoire de la Révolution française begründet seinen Ruhm als Historiker.

Als Karl X der republikanischen Parei den  Krieg erklärt, gründet Thiers mit anderen im Januar 1830 den „National“, der mit seiner Polemik gegen die bestehende Dynastie bald großen Einfluss gewinnt. Besonders wirkungsvoll ist das von Thiers erfundene Schlagwort: „Le roi règne et ne gouverne pas“.

Nach dem Sieg der Revolution 1830 führt Thiers die Unterhandlungen mit dem Herzog von Orléans. Nach dessen Thronbesteigung wird Thiers zum Staatsrat und Generalsekretär, sodann zum Unterstaatssekretär der Finanzen ernannt, zu derselben Zeit in die Deputiertenkammer gewählt.

Von 1832  bis 1836 übernimmt er wichtige Ministerämter, kurzzeitig den Vorsitz im Kabinet.  1834 wird er Mitglied der Académie Française. Nachdem er das Kabinet 1936 verlassen hat, tritt er 1840 als Außenminister wieder an die Spitze des Kabinetts. Sein Plan, gegen die Quadrupelallianz vom 15. Juli den Vizekönig von Ägypten zu unterstützen und in dem allgemeinen Krieg die Rheingrenze wiederzugewinnen, scheitert an der Weigerung des friedfertigen Königs.

Als die Februarrevolution von 1848 den König zwingt, sein Kabinet zu entlassen, sollte Thiers ein neues bilden, wodurch der König das Volk besänftigen wollte. Es kam aber nicht zustande. Thiers nimmt nun in der Nationalversammlung eine Mittelstellung ein. Den Plänen Napoleons III arbeitet er entgegen und wird deshalb beim Staatsstreich 1851 verhaftet und ins Ausland entlassen.

1852 wird ihm die Rückkehr nach Frankreich gestattet, wo er sich elf Jahre vom politischen Leben fern hält und sich ganz der schriftstellerischen Tätigkeit widmet.

1863 wird Thiers in Paris in die gesetzgebende Versammlung gewählt. Er wird hier Führer der kleinen aber mächtigen Opposition. Er bekämpft in glänzenden Reden besonders die auswärtige Politik des Kaiserreichs, wobei er die Einigung Italiens und Deutschlands als eine schwere Gefahr für Frankreich bezeichnet. In derselben engherzigen Weise hält er an hohen Schutzöllen und dem alten Militärsystem fest.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Sturz des Kaiserreichs 1871 wird er bei den Wahlen für die Nationalversammlung in 20 Departements zum Deputierten und von der Versammlung zum Chef der Exekutive gewählt. Seine erste Aufgabe ist, den Frieden mit Deutschland zustande zu bringen. Er führt selbst die Verhandlungen mit Bismarck, am 1. März setzt er die Annahme des Friedens in der Nationalversammlung durch. Im August 1871 wird er auf drei Jahre zum ersten Präsidenten der dritten Republik ernannt.

Als Thiers, überzeugt, dass die Wiederherstellung des Königtums in Frankreich eine Unmöglichkeit und die Republik die einzig mögliche Regierungsform sei, 1872 die definitive Konstituierung der Republik von der Nationalversammlung verlangt, beschließt die klerikal-monarchistische Majorität derselben, Thiers zu stürzen.

Thiers zieht sich darauf wieder vom öffentlichen Leben zurück und nimmt nur an wichtigen Abstimmungen in der Deputiertenkammer teil. Nach dem Staatsstreich vom 16. März 1877 richteten sich die Hoffnungen aller Republikaner wieder auf Thiers als das Haupt einer gemäßigten Republik, aber er stirbt infolge eines Schlaganfalls und wird am 8. September in Paris feierlich bestattet.

Thiers war einer der bedeutendsten Staatsmänner Frankreichs im 19. Jhdt und jedenfalls der populärste. Seine Doktrin war die des konstitutionellen Systems, gestützt auf das wohlhabende Großbürgertum. Allen ökonomischen und sozialen Neuerungen war er feindlich gesinnt. Über allen Doktrinen stand bei Thiers die Nation, Frankreich, deren Ruhm und Größe zu vermehren sein höchstes Ziel war.

Werke:

  • Histoire de la Révolution française (1823-1827)
  • Discours parlementaires (1879-83)
  • Histoire du Consulat et de l’Empire (1845-62)

Dupin, François Pierre Charles, Baron (1784 – 1873)

Staatsmann und Ingenieur

erhält seine Bildung in der Ecole Polytechniques zu Paris.

1803-1807 dient er als Marineingenieur in Holland, Belgien, Italien und in der Provence. 1808 geht er als Freiwilliger nach den Ionischen Inseln, dort wurde er Sekretär der eben eingerichteten Académie Française zu Korfu, an der er Mechanik und Physik lehrt.

1816 bereist er Großbritannien zum Studium der Kriegs-, See- und Handelszustände, nach der Rückkehr wird er zum Pair erhoben und schließt sich zur gemäßigten Opposition an.

1848 wird er in die Konstituierende und 1849 in die Gesetzgebende Versammlung gewählt und stimmt dort mit der royalistischen Majorität.

1852 zum Senator ernannt, tritt er gegen das protestantische Deutschland auf und verteidigt die weltliche Herrschaft des Papstes.

Werke:

  • Voyages dans la Grande-Bretagne (1820-24)
  • Discours et leçons sur l’industrie, le commerce, etc. (1825)
  • Le petit producteur français (1827)
  • Forces commerciales et productives de la France (1827)
  • Force produtive des nations (1851)

Cabet, Etienne (1788 – 1856)

Kommunist

studiert Pädagogik und wird eine Zeitlang Gymnasiallehrer. Später studiert er Medizin, dann Jura und lässt sich in Dijon als Anwalt nieder.

Nach der Restauration schließt er sich den radikalen Repulikanern an. Wegen Teilnahme an politischen Demonstrationen mehrmals von der Praxis suspendiert, wendet er sich nach Paris, beteiligt sich dort lebhaft am Karbonarismus und wird Mitglied des obersten Ausschusses dieser geheimen Gesellschaft.

An der Julirevolution nimmt er tätigen Anteil. 1831 in die Kammer gewählt, gehört er hier der äußersten Linken an. Er schreibt eine Geschichte der Revolution von 1830 und gründet in Paris das radikale Sonntagsblatt Le Populaire.

Wegen eines Artikels in demselben im März 1834 zu zweijähriger Haft verurteilt, flieht er nach London und greift von dort in Flugschriften die französische Regierung heftig an. In England wird er durch das Studium der Schriften von Morus, Capanella, Morelly, Buonarroti u.a. zum Kommunisten. Seine kommunistischen Ideen, welche er nur auf friedlichem Wege verwirklicht wissen will, entwickelt er in der romanhaften Reisbeschreibung Voyage en Icarie, roman Philosophique et social. In derselben führt er das Beispiel einer großen Nation, die in Gütergemeinschaft lebt, der Welt vor.

1839 amnestiert, kehrt Cabet nach Frankreich zurück, gründet hier kommunistische Vereine und findet zahlreiche Anhänger, die sich communistes icariens nennen. 1847 beschließt er mit seinen Anhängern nach Texas auszuwandern, um dort eine komunistische Kolonie zu gründen. Im Februar 1848 wandern bereits 69 Ikarier dahin aus, doch müssen sie sich nach erfolglosen Versuche und schweren Leiden nach New Orleans zurückziehen.

Nachdem die Pariser Junischlacht die Hoffnung von Cabet, in Frankreich seine Ideen verwirklichen zu können, vereitelt hat, schiffen sich gegen 400 Ikarier nach Amerika ein, denen Cabet im Dezember nachfolgt. Er findet in dem von den Mormonen verlassenen Nauvoo (Illinois) einen günstigen Niederlassungsort.

Inzwischen von missvergnügten Genossen in Paris wegen Betrugs an dem zusammengeschossenen Vermögen von mehr als 200.000 Franc verklagt und vom Zuchtpolizeigericht während seiner Abwesenheit 1849 zu zweijähriger Haft und fünfjährigem Verlust des Bürgerrechts verurteilt, kehrt Cabet nach Frankreich zurück und bringt seine Sache vor das Appellationsgericht, das ihn 1851 freispricht.

Nach dem Staatsstreich vom Dez 1851 kehrt er nach Nauvoo zurück und übernimmt hier Anfang 1856 durch neue Ankömmlinge unterstützt, die Diktatur. Dies führt zu einer Spaltung. Durch einen Aufstand gestürzt und mit 180 Anhängern ausgestoßen, wendet sich Cabet nach St. Louis in Missouri, wo er bald darauf stirbt.

Pierre-Charles-Joseph Carlier (1799 – 1858)

französischer Politiker und Polizeibeamter

war Leiter der Pariser Polizei während der Zeit der Revolutionen in den Jahren 1830 und 1848. 1849 wurde er zum Pariser Polizeipräfekten ernannt.

Am 5. Februar 1850 ordnete er an, alle 1848 gepflanzten Bäume der Freiheit zu ausreißen. Er steht auf der Seite der Verschwörer, die mit dem späteren Kaiser Napoleon III. den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 vorbereiten und nimmt seit dem 20. August 1851 an der Versammlung der Verschwörer teil.

Im Oktober 1851 wurde er entlassen. Seine Pläne wurden als ungeeignet angesehen, und er wird verdächtigt, den Royalisten und dem Monarchisten General Changarnier zu nahe zu sein.

Napoleon III. betraut ihn jedoch bereits am 8. Dezember 1851 mit der außerordentlichen Mission eines Regierungskommissars für die Departements Cher, Allier und Nièvre. Er wird daraufhin zum Staatsrat befördert.

Fould, Achille (1800 – 1867)

Finanzminister von Frankreich

übernimmt am 1849 das Finanzministerium und behält es mit einer kurzen Unterbrechung bis Januar 1852.  Er hilft beim Staatsstreich vom 2.Dez.1851 mit. Wegen der Konfiskation der Orléanschen Güter tritt er zurück.

Als Finanzminister gibt Fould den ersten Anstoß zur Gründung des Crédit mobilier. Er ist bestrebt, das Vertrauen der Investoren wieder zu wecken, regelt die Einregistrierungsabgaben, den Postdienst, das Briefporto, hebt den Zwangskurs der Banknoten auf, führt eine gleichmäßigere Verteilung der Grundsteuern auf Grund einer neuen Abschätzung des Grundeinkommens ein und zeigt sich, wenn auch ein Anhänger des Schutzzollsystems, doch auch der Herabsetzung der Zölle nicht abgeneigt.

Nachdem er 1860 aus allen Staatsämtern ausgeschieden war, richtet er 1862 ein Memoire an den Kaiser, worin er die Finanzlage Frankreichs als gefährdet darstellt und den Kaiser beschwört, auf sein verfassungsmäßiges Recht, außerordentliche Kredite nach Willkür ohne alle Mitwirkung der Kammer zu bewilligen, zu verzichten. Der Kaiser nimmt diese Vorschläge an und ernennt Fould wiederum zum Finanzminister.

Indessen legt dieser wegen der 1967 von dem Kaiser getroffenen Verfassungsveränderung, die ihm allzu große Zugeständnisse an die Oppositon zu enthalten scheint, sein Amt abermals nieder.

Gibson, Thomas Milner (1806 – 1884)

Manchesterliberaler

geboren in Trinidad, studiert in Cambridge und tritt 1837 für Ipswich ins Parlament.

Da er mit der konservativen Richtung seines Wahlbezirkes nicht übereinstimmt, legt er 1839 sein Mandat nieder und tritt der Anti-Cornlaw-League bei. Infolge siegt er 1841 bei den Wahlen in Manchester und kämpft mit Cobden für die Abschaffung der Kornzölle.

Nach der Durchsetzung dieses Zieles wird er im Unterhaus einer der Führer der radikalen Partei und wirkt hauptsächlich für die Emanzipation der Juden. Er erklärt sich gegen den russischen Krieg und fällt dadurch 1857 in Manchester durch, wird aber bald darauf für Ashton ins Parlament gewählt.

1859 wird er Präsident des Handelsamtes. Der Abschluss des freihändlerischen Handelsvertrages mit Frankreich war großenteils sein Werk; ebenso die Abschaffung des Zeitungsstempels, der Inseraten- und Papiersteuer.

Als 1866 die Tories an die Macht kommen, tritt er zurück, unterliegt bei den Neuwahlen von 1868 und zieht sich seitdem vom politischen Leben zurück.

Considérant, Victor (1808 – 1893)

Sozialist

studiert an der Ecole Polytechniques in Paris, tritt dann in die Armee ein, verlässt diese aber wieder, um sich der Verbreitung der sozialistischen Lehre Fouriers zu widmen. Nach dessen Tode 1837 wird er das Haupt der Schule Fouriers, deren Gründung wesentlich sein Verdienst ist.

Er schreibt zahlreiche Artikel für die Réforme industrielle, seit 1832 das Organ des Fourierismus wie für verschiedene andere Blätter.  Zugleich bewährt er sich als Redner bei seinen fourieristischen Missionen in Frankreich, in der Schweiz, in Belgien und Deutschland. 1848 und 1849 wird er in die Nationalversammlung gewählt.

Wegen der Unterschreibung von zwei aufrührerischen Aktenstücken des Hochverrats angeklagt, entflieht er 1849 nach Belgien, wendet sich dann nach Texas, wo er mit den Mitteln einer Gesellschaft die Kolonie La Reunion bei San Antonio gründet.

Da der hier angestellte Versuch einer praktischen Durchführung seines Systems scheitert, kehrt er 1860 mit seiner Familie nach Frankreich zurück und macht sich 1870 noch durch einige politsche Flugschriften bemerkbar.

Werke:

  • Destinée social (1834 – 1838)

Proudhon, Pierre Joseph (1809 – 1865)

Anarchistischer Sozialist

ist Sohn eines armen Handwerkers. Nachdem er 1837 für die Schrift Essai de grammaire general ein Stipendium auf drei Jahre erhalten hat, gründet er 1839 in seiner Vaterstadt eine eigene Druckerei.

Doch wird ihm das Stipendium wieder entzogen, als er in der Schrift Qu’est-ce que la propriete? mit dem bereits von Brissot 1780 ausgesprochenen Gedanken La propriete c’est le vol antwortet. Von da ab veröffentlicht Proudhon eine große Anzahl von Schriften über soziale Themen.

Die wichtigste ist das Systeme des contradictions economiques ou Philosophie de la misere, gegen die K. Marx 1847 eine Kritik unter dem Titel: La misere de la philosophie schrieb. In dieser Schrift liefert Proudhon, welcher vorzüglich Kant und Hegel studiert hatte und sich die Hegelsche Dialektik anzueignen versucht, in bizarrer Darstellungsweise eine Kritik rechtsphilosophischer und nationalökonomischer Grundbegriffe. Er bekämpft den Sozialismus und insbesonde den Kommunismus ebenso wie die herrschende Volkswirtschaftslehre, ohne jedoch selbst eine Lösung der Widersprüche zu bieten. Die Gesellschaft soll nach Proudhon auf dem System der Gerechtigkeit und der angemessenen Gegenseitigkeit aufgebaut werden, an Stelle der Zwangsgewalt des Staates soll eine einfache staatenlose Regierung der Vernunft treten.

1848 wird Proudhon, der sich eifrig der Politik zugewandt hatte, zum Abgeordneten gewählt. Er widmet sich wieder der schriftstellerischen Tätigkeit und gibt in kurzer Zeit hintereinander vier verschiedene Journale heraus.

Praktisch versucht er sich 1849 durch Gründung einer Volksbank, durch welche der Kredit ohne Zinsen über die Ausgabe von Kreditscheinen auf Gegenseitigkeit organisiert werden sollte – eine Unternehmung, die erfolglos blieb.

1850 wegen Preßvergehen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, entzieht sich Proudhon zunächst der Strafe durch die Flucht, stellt sich aber später, bald darauf abermals verurteilt entflieht er nach Belgien, kehrt 1860 als Amnestierter nach Paris zurück und bleibt dort bis zu seinem Tode.

Werke:

  • Qu’est-ce que la propriété? (1840)
  • Systeme des contradictions economiques ou Philosophie de la misere (1846)

Barbès, Armand (1810 – 1870)

Revolutionär

studiert in Paris Jura, wird Mitglied der radikalen Société des droits de l’homme et du citoyen Führer der Société des saisons.

Schon 1834 und 1836 als revolutionärer Agitator verfolgt, jedoch amnestiert, stellt er sich an die Spitze des tollkühnen Aufstandsversuchs, der am 12. Mai 1839 in Paris stattfand, wird verwundet, ergriffen und von der Pairskammer zum Tode verurteilt. Zu lebenslänglicher Haft begnadigt, wird er durch die Februarrevolution von 1848 frei und als alter Republikaner von der provisiorische Regierung zum Gouverneur des Luxembourg-Palastes und zum Obersten der 12. Legion der Pariser Nationalgarde ernannt, zum Abgeordneten der konstituierenden Nationalversammlung gewählt.

Bei dem Attentat vom 15. Mai 1848 schlägt er sich wieder zu seinen früheren Parteigenossen, wird ergriffen und in dem Staatsprozess von Bourges zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er kommt nun in ein unterirdisches Gefängnis auf Belle-Isle bis Napoleon III. 1853 seine Freilassung verfügt.

Barbès will jedoch aus der kaiserlichen Hand keine Begnadigung annehmen und kommt nur nach Paris, um gegen seine Freilassung zu protestieren und sich dem Gericht zu stellen. Da dieses keine Notiz von ihm nimmt, geht er nach Holland, dann nach Barcelona, wird aber 1856 von hier ausgewiesen und kehrt nach Holland zurück.

Montalembert, Charles Forbes de Tryon, Graf von (1810- 1870)

Vorkämpfer der streng katholischen Interessen

ist zuerst Mitarbeiter Lamennais, von dem er sich erst nach den Worten eines Gläubigen trennt.

Seit 1831 Pair von Frankreich, gibt er 1843 durch eine Broschüre über „Die Pflichten der Katholiken“ das Signal zum Ausbruch des Kampfes um die Unterrichtsfreiheit, verteidigt 1845 den Jesuitenorden und gründet 1847 den „Ausschuss für Religionsfreiheit“. 

Am 28. Febr. 1848 erklärt er sich für die Republik Frankreich, nimmt in der Nationalversammlung auf der äußersten Rechten Platz und wird nach dem Staatsstreich auch in die gesetzgebende Versammlung gewählt.

Seit 1852 Mitglied der Académie Française ist Montalembert Mitbegründer der Partei, die mit den Mitteln der modernen Freiheit in Presse und Vereinsorganisation einzig und allein für die Rechte und die Macht der katholischen Kirche kämpft. Umso mehr trifft es ihn, dass diese – unter dem Einfluss der von ihm verteidigten Jesuiten – sich selbst mit der Proklamation der päpstlichen Unfehlbarkeit einen „tödlichen Schlag“ versetzen. Vergeblich protestiert er 1870 gegen die Pläne der Jesuiten und das Dogma in einem Brief.

Werke

  • Histoire de sainte Elisabeth de Hongrie (1836)
  • Des intérêts catholiques au XIX. siècle (1852)
  • Les moines d’Occident, depuis saint Benoit jusqu’à saint Bernard (1860-67)
  • Le Pape et la Pologne (1864)

Blanc, Jean Joseph Louis (1811-1882)

Publizist

kommt aus Korsika zunächst nach Rhodez und dann 1830 nach Paris um zu studieren. In dürftigen Verhältnissen lebend wird er Schreiber bei einem Anwalt, dann Hauslehrer in Arras.

Seit 1834 arbeitet er in Paris für radikale Journale und gibt auch im Laufe der Zeit verschiedene Blätter heraus. 1840 veröffentlicht er seine sozialistische Schrift Organisation du travail, die ungeheures Aufsehen macht. Als Krebsschäden der bestehenden Zustände bezeichnet er darin den Individualismus und die Konkurrenz, wodurch die Arbeitslöhne herabgedrückt würden. Der Staat müsse die industrielle Arbeit an sich ziehen und jeden gleich bezahlen.

Als demokratischer Geschichtsschreiber macht sich Blanc durch seine Histoire des dix ans 1830 -40 einen Namen. Radikale Kritik der Politik Ludwig Philipps sowie der sozialen Verhältnisse, scharfe Charakterzeichung und spannende Darstellung verschaffen diesem Werk weite Verbreitung und einschneidende Wirkung.

Blancs zweites großes Werk, die Histoire de la revolution française hat weit geringeren Erfolg, weil darin weniger Geschichte als Parteiräsonnement zu finden ist.

Nach dem Ausbruch der Feburarrevolution von 1848 wird Blanc Mitglied der provisorischen Regierung und setzt die Errichtung eines Regierungskomitees für die Arbeiter durch. Er wirkt dadurch wesentlich zur Aufhetzung der Arbeiter mit, wagt aber doch nicht, die ihm am 17.März durch die große Arbeiterdemostration entgegengebrachte Diktatur anzunehmen, verliert vielmehr durch sein Bemühen, die Ordnung im Sinne der Regierung aufrecht zu erhalten, die Sympathien der Arbeiter.

Gleichwohl wird er nach dem Attentat vom 15. Mai angeklagt und muss nach Belgien und von da nach England gehen. Im Ausland verfasst er mehrere Schriften zu seiner Verteidigung.

Werke:

  • Organisation du travail (1847)
  • Histoire de la révolution française (1847-1853)
  • La révolution de février au Luxembourg (1848)
  • Appel aux hônnetes gens (1849)
  • Page d’histoire de la révolution de février (1850)

Bright, John (1811-1889)

Manchesterliberaler

Besitzer einer großen Baumwollfabrik in Rochdale, seinem Bekenntnis nach Quäker, nimmt an der Reformagitation 1831-32 teil, gehört zu den tätigsten Mitgliedern der Anti-Cornlaw-League und wird 1843 für Durham, 1847 für Manchester ins Unterhaus gewählt.

Hier wirkt er für alle liberalen Forderungen wie Emanzipation der Juden, Aufhebung der Navigationsakte u.a., und wird mit Cobden Haupt der Manchesterschule. Als wegen seiner Opposition gegen den russischen Krieg 1854 in Manchester sein Bildnis verbrannt wird, zieht er sich von der öffentlichen Tätigkeit zurück.

Erst 1854 wird er wieder von Birmingham ins Parlament gewählt, wo er sich für eine Parlamentsreform (Ausdehnung des Wahlrechts) einsetzt, die erst 1867 angenommen wird. 1868 wird er Handelsminister, gibt aber das Amt 1870 bereits wieder auf.

1872 findet er sich wieder als unabhängiger Liberaler im Unterhaus, 1873 ist er wieder im Kabinett. Er setzt sich für eine weitere Ausdehnung des Wahlrechts sowie für die Reform des Steuersystems ein (Einkommenssteuer statt Verbrauchssteuern).

1874 ist er mit dem Rücktritt des Kabinetts Gladstone wieder in der Opposition. Mit Gladstones zweitem Ministerium 1880 tritt er wieder in das Kabinett ein. Die Intervention in Ägypten veranlasst ihn zum Rücktritt aus dem Kabinett.